Marsch durch die Heide

Was waren das für Tage! Tage, die in einem ganz besonderen Lichte strahlten. Und wir wissen, daß dieses „besondere“ vor allem das unbezahlbare Gefühl der eigenen Freiheit war. Nicht der Freiheit von menschlichen Pflichten und ewig währenden Gesetzen, sondern der Freiheit von Bindungen und Zwängen einer Gesellschaft, die unseren Lebensweg in Konsum und Karriere vorzuzeichnen und Gegenmöglichkeiten auszublenden versucht; die Unterwürfigkeit vermittelt, aber keine Werte; die behauptet, es gäbe keine Gemeinschaft des Volkes, sondern nur die Interessen des Einzelnen.

Die Menschen, denen wir begegneten, schauten vielleicht unbewußt ein Stück in die deutsche Vergangenheit, wenn sie in uns den fahrenden Spielmann, den wandernden Handwerker oder den trommelnden Landsknecht erblickten. Sie erinnerten sich an liebe Gestalten vergangener Tage, die aus den Märchen und Erzählungen unseres Volkes lebendig werden.

Einem Schauspiel glich unsere Reise - wir wandelten auf einer Bühne vor den Augen einer breiten Öffentlichkeit, die uns verwundert und begeistert zur Kenntnis nahm. Allerdings waren wir gern die Spielleute, denn die Handlung bestimmten wir, wenn wir uns auch von jeder folgenden Szene überraschen ließen.

Den goldenen Käfig brachen wir auf, als wir die Geldbörse in die Stubenecke warfen, uns den verwegenen Hut aufsetzten und die Laute stimmten zur Wanderschaft. Da wurde uns das Glück zuteil, tief in das Gesicht unseres Volkes zu schauen, mit all seinen Schwächen und Fehlern. Um den wesensguten Kern der Menschen zu wissen, den sich viele trotz aller Widrigkeiten der Zeit bewahrt haben. Um des Volkes Eigenarten kennen und lieben zu lernen; und nicht aufzuhören, an sein Erwachen zu glauben.

Doch den Blick müßte man den Menschen schärfen, vor allem für das naheliegende und das allverbundene, das uns wirklich etwas angeht, und das vom Kleinsten in das Größte greift. Ja, wenn nur mehr Deutsche mit unseren Augen sehen könnten, dann wäre die Gegenwart wohl eine andere und die Zukunft nicht mehr so bang. Begreifen und gestalten müßten die Menschen! Um die eigene Kraft müßten sie wissen, daß sie alles bewegen können, wenn sie nur wollen.

Stationen: Toppenstedt, Salzhausen, Lüneburg, Soltau, Schneverdingen, Wilsede, Undeloh, Fallingbostel.