Hatz durch den Harz 2006

Was ihr schon immer wissen wolltet:

Wie verdient man Geld beim Autofahren? Man halte auf der Landstraße nach Grillenberg ein Auto an und lasse sich chauffieren. Nachdem man etwas über das lumpige Lumpenleben erzählt hat und am Ziel angekommen ist, nehme man die dargebotenen 10 Talerchen vom Chauffeur und bedanke sich höflich.

Wie bekommt man Brot und Wurst? Man gehe vor 18 Uhr zum Bäcker und frage, ob nicht etwas vom Tage übrig sei, das, anstatt es den Schweinen zu verehren, den hungrigen Lumpenbrüdern zum Fraße vorgeworfen werden könnte - die könnten auch grunzen und sängen sogar noch Lieder. Mindestens Brötchen sind meist übrig. Nun gehe man zum Fleischer und sage: „Wir haben gerade vom Bäcker einige Brötchen erhalten, haben Sie nicht Wurst und Käse dazu?“ Wo wäre ein Fleischer, der sich da nicht in die Pflicht genommen sähe?

Wie macht man Lumpenbrüder zu wahren Christen? Wenn diese in einer Quedlinburger Kirche bescheiden nach einer trockenen Ecke fragen, dann sollte umgehend mit dem Pfarrer telefoniert werden: „Hier stehen zwei ausgezehrte Pilgerer, die wünschen...“ Andächtig werden die Lumpenbrüder die Hände falten und abends ihr müdes Haupt samt suffgelähmtem Körper unter der Obhut Gottes in weichen Daunen betten.

Was machen, wenn der Chef im Urlaub ist? 1. Möglichkeit: Wenn die Lumpenbrüder bei den ätzenden Backwarenverkaufsketten der Innenstädte anklopfen, dann heißt es immer wieder: „Ich bin hier nicht der Chef, tut mir leid.“ Die Lumpenbrüder werden nicht lockerlassen. Für ein Lied gibt es dann in Wenigerode vielleicht zwei Tortenstückchen, welche die Lumpenbrüder vor allen Leuten grunzend und krümelnd in sich hineinstopfen könnten. Dann nehme sich eine Angestellte ein Herz, schiebe den Lumpenbrüdern eine Tüte mit Gebackenem zu und sage mitleidsvoll: „Das kann ja keiner mit ansehen!“

Was machen, wenn der Chef im Urlaub ist? 2. Möglichkeit: Zwei Häuser weiter befindet sich gelegentlich der nächste Backwarenladen. Natürlich werden die Lumpenbrüder auch dort einkehren. Doch die dicke Frau hinter der Theke wird mit ernstem Gesicht klar und deutlich verlautbaren: „Ich sage euch jetzt mal eines ...“ - Sie holt tief Luft. - Stille, die Tür knarrt, der Wind draußen heult im Dunkel - Blaulicht irgendwo. Ein Schrei? Diebe? Wegelagerer? - Das Herz rutscht in die Hose, wo ist der Fluchtweg? - Da, schon will sie zum Schlag ausatmen: „... ich bin hier nicht der Chef, aber hier sind vier große belegte Brötchen, ganz lecker, und die brauchen die Schweine nun wirklich nicht zu fressen, ich lege das Geld dafür in die Kasse und habe ein gutes Werk getan.“ - Wahrhaftig! Und auch der Chef freut sich!

Wie verdient man sich 10 Taler für anderthalb Liedstrophen? Man gehe in das „Kartoffelhaus“ zu Wernigerode und fange an, aus voller Brust zu singen. Die fetten Spießer werden unberührt weiterschmatzen. Nach einer Minute zückt der Oberkellner die Geldbörse, zieht 10 Taler heraus und sagt: „Hört auf und geht, hier habt ihr was. Ihr paßt hier nicht rein!“. Man nehme das Geld mit reuevollem Blick und verschwinde grinsend.

Wie erledigt man einen Lumpenbruder? Lumpenbrüder pflegen gelegentlich in Kneipen nach einem Schnaps zu fragen. Dies bedeutet, daß sie vorher in einer anderen Kneipe gut gespeist haben und auch für Bier kein Platz mehr im Magen ist. Als Wernigeröder Wirt freue man sich vor seinen Gästen über den ungebetenen Besuch, setze einen Schnaps und große Pötte Bier vor die Bettelmusikanten und sage hämisch: „Ihr armen Wanderer habt sicher einen Riesenhunger“. Mit schmerzverzerrtem Gesicht werden die Lumpenbrüder lügen: „Natürlich, und was für einen!“ Den wohlgefüllten Freßbottich werden sie, wie es sich gehört, anständig leeren. Der Wirt kann dann in sich hineinfeixen, wenn sich die Schnorrer nachts vor Überfressenheit krümmen und in kotigen Ecken förmlich auseinanderplatzen.

Wie verschleppt man Lumpenbrüder auf den orkanverbrausten Brockengipfel? Wenn eine Dampflokfahrkarte der Brockenbahn 24 Taler kostet und die Lumpenbrüder schwarzfahrend im Zug hocken, dann sollte der Schaffner auf das dreiste Gestammel: „Können wir für ein Ständchen vielleicht die Fahrkarten auf den Brocken erwerben?“ lediglich knurren: „Na dann fahrt doch...“ und dabei denken: „... zur Hölle!“. Die Lumpenbrüder wird es bei höllischer Windstärke 12 droben schon ordentlich durchschütteln!

Was macht man nachts in der Walachei? Wenn es dunkel ist und düstere Lumpengestalten am Fuße des Brockens am Straßenrand frieren, dabei den Daumen heraushaltend, dann freuen sich diese über jede Gelegenheit. Nur wohin wollen sie eigentlich, um sich den Abend zu vergnügen? HH fährt vorbei. St. Pauli? Solle sie dort um Dirnen singen? Oder B: Wollen sie Kreuzberg aufmischen? J sollte anhalten. Zwei Stunden später bekommen die Halunken in Jena gewiß schon die ersten Biere ausgegeben, drei Stunden später sind sie sicher sternhagelvoll.

Wie verschafft man sich Eintritt in eine Diskotheke? Man sage einem muskelbepackten Türsteher in Quedlinburg oder Jena: „Wir sollen hier auftreten. Wo ist die Bühne?“ Kostenfrei eingelassen versuche man auf dieser, gegen den tosenden Lärm anzukämpfen - natürlich vergebens. Der Plattenleger wird sich beharrlich weigern, sein Gedröhne abzustellen. Deshalb beschwere man sich beim Diskotheken-Verantwortlichen über die unverantwortliche Planlosigkeit und verlange als Entschädigung wenigstens eine Runde Freibier für die Lumpenbrüder. Nach dem Austrinken suche man sich eine ruhigere Schankwirtschaft.

Wie versorgt man eine Pennerkompanie? Die Rotte der Lumpenbrüder könnte in Jena um zwei aufgegabelte Penner verstärkt werden. In der Not - man muß ja dann noch mehr Fresser versorgen - dürfte die Rasselbande auf eine glorreiche Idee kommen: Man drücke nachts um 2 Uhr bei einem Mehrgeschosser alle Klingeln. Die Sprechanlage wird zunächst übelst knacksen, dann wird Stimmengewirr zu vernehmen sein. Sodann fange man an, ein Ständchen zu miauzen. Danach könnte eine hohle Stimme scheppern: „Wartet mal kurz!“ Einige Minuten später wird die Tür aufgehen und ein junger Bursche Chipstüten und Weinflaschen verteilen. Das gleiche Spiel versuche man mehrmals bei anderen Häusern und lasse sich dabei auch nicht durch boshafte Unflätigkeiten seitens der Sprechanlagen aus der Fassung bringen.

Wie zaubert man Geld herbei? Nach einer wüst durchzechten Nacht in Jena mit horrenden Erinnerungslücken greife man morgens in die rechte Hosentasche und hole erstaunt einen Zwanzigtalerschein hervor. Dann greife man in die seltsam schwere linke Hosentasche und krame dort eine Handvoll Klimpergeld in Form von Ein- und Zweitalerstückchen heraus. Verwirrt greife man hernach in die linke Jackentasche, um dort neben einer angeknabberten Knackwurst einen Fünftalerschein zu finden. - Hokuspokus? Ein Lumpenbruder wird sich am Kopf kratzen. Spendengelder offensichtlich. Wenn nur der Kater nicht wäre!

Sind Lumpenbrüder Alkoholiker? Sie suchen eigentlich lieber etwas zu futtern, doch wird das von den meisten Gastwirten bzw. deren Gästen nicht gewünscht oder verstanden. Und so greifen die Lumpen zum Übel. Dies machen sie nicht, wenn sie zwischen den Walzen pausieren. Sie wären also Quartals-Alkoholiker.

Kommen Lumpenbrüder zweimal? Nein, wenn sie eine Gegend abgegrast haben, dann grasen sie woanders. Auch wenn die duften Kunden der hochverehrten Wandergruppe Knotenstock nach uns das Erzgebirge abweiden sollten und sich anhören müßten: „Ihr ward doch letztes Jahr schon hier?!“, dann läge sicherlich eine Verwechslung vor.

Was machen die Lumpenbrüder mit dem vielen Geld nach einer Tournee? Sie zahlen dies bestimmt in ihre Rentenversicherung ein. Denn irgendwann müssen auch sie mal aufhören. Irgendwann!

Harzer Käse

Gruselig tost der Orkan auf dem Brocken. Die wilden Böen greifen sich Menschen, schleudern sie über den Gipfel und werfen sie an Felsgestein, wo sie verharrend Schutz suchen. Die Bergwacht naht mit einem schweren Geländewagen, sammelt die Hilflosen ein und bringt sie in Sicherheit. Dennoch strömen Kolonnen von Wanderern auf den Berg. Wie eine Pilgerschar im verzweifelten Kampf gegen die teuflischen Gewalten bewegen sie sich vorwärts, einige bücklings kriechend, andere im Krebsgang. Wir walzen frohvergnügt von hinnen, den Hut festhaltend und auf Wind und Wetter verächtlich pfeifend.


Purzelwind läßt güßen!