Kleine Lügen auf Rügen 2004

Bald geht es los. Wohin? Das weiß der Wind! Wir werfen ihm unsere Segel entgegen. Wollen Matrosen sein. Nein, kein Narrenschiff, ein schlankes Drachenboot soll uns leiten. Volle Fahrt! Und dran und drauf ins Ungewisse. Du fernes Ostseegestad, wir eilen deinem Wellenruf entgegen.

Stralsund! Das Wort wirkt nach in uns, wie das Echo eines fallenden Tropfens nachwirkt, welcher in den Tiefen eines vergessenen Brunnens aufschlägt. Und der geweckte Wellenkranz flirrt wie unser Gedankenkreis in den hungernden Raum, die einsame Leere der uns umgebenden Welt. Beschwört die Geister der Hanse, die hier noch durch die alten Kaufmannshäuser spuken. Das Rathaus hebt seine steinerne Brust, wie ein zum Sturzflug bereiter Adler auf hohem Horste. Hier, wo man das Salz des grauen Meeres schon in den von Möwen durchzirkelten Lüften schmeckt, fluten wir mit schnellem Schritt in die Straßen. Hier an dieser Stelle wurde einst Ferdinand von Schill erschossen, der unstete Kämpfer für Deutschlands Feiheit. Aus toten Augen glotzen die Kolonnen greiser Touristenschwärme zu uns herüber. Unsere Gedanken gehen durch sie hindurch bis zu den Tavernen am Hafen, wo gewiß verwegene Fischer mit Augenklappe und verfilzter Schiffermütze sitzen und ihren Seemannsgarn der sieben Weltmeere von kühnen Entdeckungsfahrten spinnen.

Was folgt ist ein kurzes Sommerlautenspiel an der nebelgrauen Waterkant. Noch ist der Sang klanglos von der Enge Stralsunds umfangen, doch schon greifen unsere Augen bereits zur Insel Rügen. Eine Nacht trennt uns...

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Stationen: Stralsund, Saßnitz, Stubbenkamer, Lohme, Glowe, Breege, Wittower Fähre, Trent, Bergen, Göhren, Sellin, Binz, Prora, Lietzow.

Das Wetter war gut, der Geldbeutel leer. Die Leute gaben vieles her. Von Bäckers- und von Metzgersfrauen ließ man den Magen sich versauen. In Kneipen hinter dunklen Thresen war Bier ein Elexier gewesen. Wir schmatzten, soffen, sangen, und hell die Gläser klangen. Die Fischer gaben Fische, dazu auch noch ganz frische. Die Mädels jubelten uns zu, mit Pennern waren wir per „Du“. Doch soll ich hier noch weiter dichten? Erlebt doch selbst eure Geschichten!