Singewettstreit in Würzburg 2003

Alljährlich zur Lenzenszeit findet im fränkischen Würzburg ein Singe- und Instrumentalwettstreit der Pfadfinder und der bündischen Jugend statt. So auch im März 2003. Dies kann als ungefähres Datum der Lumpenbrüdergründung in die Annalen der Geschichte eingehen. Wir mußten uns anmelden - wir, die wir eine Handvoll namenlose Hanswürste waren -, und ein besserer Name fiel uns gerade nicht ein. So nahm unser lumpiges Schicksal seinen Lauf...

In der Würzburger Kongreßhalle treten die verschiedenen Gruppen mit zumeist selbstgeschriebenen Liedern oder Instrumentalstücken auf, welche das Leben auf Fahrt oder Wanderschaft verklären. Man trifft dort auf dickliche Pfadfinder mit den obligatorischen Brillen und Aknepickeln ebenso wie auf Vertreter der bündischen Zunft, die zumeist ein besseres Erscheinungsbild abgeben. Jedoch kaum eine jener teilnehmenden Gruppen vertritt noch ins Volk wirkende Standpunkte. So ist die Jugendbewegung mittlerweile zu einem Anachronismus erstarrt, der immer mehr mumifiziert und seinen schwachbrüstigen Odem in die hedonistische Spaßgesellschaft haucht. In diesem Jahr wollten wir frischgebackenen Lumpenbrüder den Laden etwas aufmischen und mit einem Antikriegslied aktuellere Bezüge in den Wettstreit einbringen. Es war die Zeit, als die imperialistische USA mittels ihrer Lüge von angeblichen Massenvernichtungswaffen den Irak überfiel.

Doch diesmal gab es vor dem eigentlichen Auftritt eine Vorzensur, damit nicht unerwartet ein schmähliches Lied - das Kriegstreibern, Volksbetrügern und Spießerschweinen ein Dorn im Auge sein könnte - von der Bühne vor mehr als 1000 Zuhörern erklingt. Wir Lumpenbrüder trugen bei diesem Vorentscheid schmetternd unser Lied „In Basra und Bagdad“ vor. Die im Saal anwesenden Singgruppen applaudierten als begeistertes Publikum, von einigen Jugendlichen gab es stehende Ovationen. Die Hürde schien also erst einmal genommen, als sechste Gruppe sollten wir auftreten.

Kurz bevor es ernst wurde, mußten wir Sänger jedoch bei der Organisationsleitung antanzen, von der uns mitgeteilt wurde, daß dieses Lied unerwünscht wäre. Begründungen: „Wir haben auch Pfadfindergruppen, die für die USA sind“ oder „Die Rechten lassen wir hier doch auch nicht singen“. Eine andere Version zu jodeln, welche einen Antikriegsprotest vor 60 Jahren ausdrückt, lehnten wir mit dem Hinweis dankend ab, daß eine Jugendbewegung zu aktuellen Themen Standpunkte zu vertreten habe und sich nicht an den ollen Kamellen von vorgestern ergötzen solle. Bei der Ansage der Gruppen während des Wettstreites wurden wir Lumpenbrüder dann auch einfach übergangen. Diese Zensur sprach sich bei Teilnehmern und Gästen der Veranstaltung herum, Unmut über diese Willkürmaßnahme wurde bei vielen Jugendlichen laut, manch einer wollte das Lied nun erst recht hören. Und wir Ausgestoßenen aus der singenden Spaßgesellschaft schworen uns ewige Lumpenbruderschaft!

An dieser Stelle der Liedtext: